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Kaum jemand wusste von dieser Automobilsammlung, denn Fritz Schlumpf gestatteten nur sehr wenigen Auserwählen den Zutritt zu der ehemaligen Wollspinnerei, in der die Fahrzeuge untergebracht waren.
Erst 1965 wurde diese Sammlung, durch einen Artikel in der Zeitung „L'Alsace", bekannt.
1966 änderte sich die Sichtweise der Brüder und sie wollten die einzigartige Sammlung einem breiten Publikum zugänglich machen. Die bis dahin in eine Vielzahl von Räumen aufgeteilte Halle wurde zu einem 17.000 m² großem Raum umgestaltet. Die Fahrzeuge wurden zwischen 23 „Straßenblöcken" aufgestellt, die von alten Pariser Straßenlaternen beleuchtet wurden. Die Länge dieser Straßen, mit Namen wie Avenue Carl Schlumpf, Avenue Jeanne Schlumpf, Rue Royale usw., betrug 3 km. Um diese Sammlung so präsentieren zu können gab Fritz Schlumpf in 10 Jahren über 12 Mio. Franc aus.
1976 geriet die Textilindustrie in die Krise. Die Arbeiter streikten und die Schlumpf-Brüder flüchteten in die Schweiz. Nicht zuletzt durch die Finanzierung ihres Hobbys, wurde das Textilunternehmen der Brüder so stark belasteten, dass dieses 1977 zahlungsunfähig wurden. Als Folge daraus wurden über 2000 Beschäftigte arbeitslos.
1977 besetzen die Gewerkschaften die Lagerhallen und das „Musee Schlumpf" wurde in „Museum der Arbeiter" umbenannt. Durch die Besetzung, wärend der auch einige Fahrzeuge angezündet wurden, wollte man den Mitarbeitern die Arbeitsplätze wieder zurück zugeben, was jedoch nicht gelang. Diese Besetzung endete erst 1979, als ein Gericht in Colmar, die Liquidation des Unternehmens auch auf das persönliche Vermögen, einschließlich der auf Werkskosten restaurieren Fahrzeuge, ausgeweitet hatte. Erst dann beendete die Gewerkschaft CFDT die Besetzung und gab die Werksschlüssel zurück.
Der Neuanfang:
1980 gestattete das Kassionsgericht den, bis dahin nicht zulässigen Verkauf der Sammlung. Käufer war eine Vereinigung, bestehend aus der Stadt Mülhausen, dem Département Haut-Rhin, der Region Elsass, der Industrie- und Handelskammer Mülhausen, dem Automobile Club de France, der Société Panhard sowie dem Comité du Salon de l'Automobile. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Generalrats des Départements Haut- Rhin, gelingt es der Vereinigung die 44 Millionen Francs für den Kauf der Sammlung zusammenzutragen. Dieser Pauschalwert wird von den Brüdern Schlumpf angefochten. 20 Jahre später erhalten sie Recht – und zusätzliche 25 Millionen Francs.
Am 10 Juli 1982 wurde das Museum unter dem Namen „Nationales Automobilmuseum – Sammlung Schlumpf" wieder eröffnet. In 2006 wird daraus die „Cité de l'Automobile – Musée National – Collection Schlumpf". Nicht nur der Name, auch im Museum selbst hat sich damals viel verändert. Besonders auffällig ist der neue Eingangsbereich, den man jetzt über eine Brücke erreicht. Aber auch im Inneren hat sich einiges verändert. Zu den Fahrzeugen sind Alltagsfahrzeuge aus den 70er und 80er Jahren hinzu gekommen, die heute ebenfalls Oldtimer geworden sind. Auch die Zahl historischer Rennwagen ist größer geworden und sie sind in einer Art Startaufstellung aufgereiht worden. Neu ist auch die Sammlung der Tretautos, bei denen die Kinderträume von "Papas" Auto Realität geworden sind. Auch der Bereich mit Fahrzeugteilen, Motoren und auch Kühlerfiguren war ursprünglich nicht vorhanden.
Besonders beeindruckend ist ein abgedunkelter „Schrein" der den ganz besonderen Luxusautos vorbehalten ist. In diesem Bereich sind die 80 schönsten und wertvollsten Fahrzeuge der dreißiger Jahre ausgestellt. Hier sind viele Bugatti, Rolls-Royce, Mercedes, Hispano-Suiza, ... und natürlich die berühmten Bugatti Royale zu sehen.Weitere 150 Automobile, die sich in teilweise desolatem Zustand befinden, sich in Räumlichkeiten außerhalb des Museums untergebracht. Anlässlich des 1.100jährigen Stadtjubiläums der Mulhausener Partnerstadt Kassel, waren dort 40 Exponate unter dem Motto "Schlafende Schönheiten" von 1. Mai bis 31. Juli 2013 ausgestellt. Inzwischen sind sie wieder im Depot des Museums eingelagert.
Ein Besuch des Museums lohnt sich in jedem Fall, auch wenn die Vielzahl der fantastischen Exponate es kaum möglich machte, einzelnen Ausstellungsstücken besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Sammlung ist mehr als beeindruckend.
Mehr Informationen zum Museum und einen Routenplan findet man "hier!"